Dieter Kiessling: Videoinstallationen
2. November 2011 bis 5. Februar 2012 im Sprengel Museum Hannover
Mit den in der Ausstellung präsentierten Videoinstallationen „Staub 2“ (1996/ 2000) und „Kante“ (2010) erforscht Dieter Kiessling die Mechanismen der Bilderzeugung und -wiedergabe. Seine auf Präzision und Reduktion basierenden Arbeiten setzen sich mit dem Verhältnis und der Differenz zwischen Realität und Abbild auseinander. Es ist eine Beschäftigung mit dem technischen Blick der Kamera und seiner Reproduzierbarkeit, der die Frage nach der Rolle des Mediums ebenso inhärent ist wie die des Betrachters. Die in der Ausstellung gezeigten Arbeiten geben ein Beispiel dieser konzeptuellen Auseinandersetzung mit den Bedingungen technischer Bildproduktion.
Im Mittelpunkt steht die Videoinstallation „Staub 2“, die aus einem im Raum stehenden Stativ mit einer Videokamera und einem Videoprojektor besteht: „Die Videoinstallation wird im abgedunkelten Ausstellungsraum gezeigt. Die Videokamera nimmt Staubpartikel auf, die sich im Lichtstrahl des Videoprojektors bewegen. Die Kamera überträgt ein Negativbild dieser Staubpartikel direkt auf den Projektor, der dieses Bild auf die Wand projiziert. Die sich bewegenden Staubpartikel erscheinen dunkel vor hellem Hintergrund.“ So lautet die einfache, aber präzise Beschreibung des Künstlers. Das von der Kamera aufgenommene Bild des vor Ort aufgewirbelten Staubes wird – zumindest für unser Auge – zeitgleich durch den Projektor wiedergegeben. Abbild und Bild erscheinen fast gleichzeitig. Der Betrachter erlebt eine Einheit von Zeit und Raum durch die Identität des Abgebildeten mit der ihn umgebenden Realität. Die Closed-Circuit-Installation demonstriert die analytische und künstlerische Arbeitsweise Kiesslings, die die spezifischen Eigenheiten des Mediums als System offenlegen.
Die Videoprojektion „Kante“ von 2010 ist die allmähliche Kamerafahrt aus der Raummitte in die Kante zwischen Wand und Boden eines Innenraumes. Die weiße Wand und der graue Boden wirken zunächst wie ein abstraktes Bild. Die Bewegung der Kamera, die wie der Vorgang des „Scharfstellens“ wahrgenommen wird, lässt die konkrete Situation des Raumes erscheinen. Es entsteht die Wahrnehmung einer Raumöffnung, die eine neue Sicht auf eine vertraute Erscheinung und Vorstellung des Raumes erleben lässt.
Die gezeigten Arbeiten bewegen sich in einem Spannungsfeld zwischen Mensch und Medium und untersuchen dabei fast nebenbei die Bedingungen der menschlichen Wahrnehmung.
Dieter Kiessling ist 1957 in Münster geboren. Er lebt und arbeitet in Düsseldorf. Seit 2005 ist er Professor für neue Medien an der Akademie für Bildende Künste der Johannes Gutenberg-Universität Mainz.
Eröffnung der Ausstellung
Dienstag, 1. November 2011, um 18.30 Uhr
Es begrüßt Ulrike Schneider, Niedersächsische Sparkassenstiftung, Hannover
Es spricht Gabriele Sand, Sprengel Museum Hannover
[PM Sprengel Museum Hannover, 01.11.2011, Dr. Isabelle Schwarz]